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Millionen Besucher strömen jährlich in den Heide-Park. Damit diese sich vergnügen können, arbeiten in der Hochsaison bis zu 950 Mitarbeiter an den Fahrgeschäften, an den Imbissen, in den Shops, in den Werkstätten und in vielen weiteren Bereichen. Einer dieser Mitarbeiter ist Lars Krumrey, der vor wenigen Jahren im Park an den Fahrgeschäften gearbeitet hat. Mit Genehmigung des Heide-Parks hat er einen Bericht verfasst, in dem er den Job des "Knöpfchendrückers" am Big Loog beschreibt.

Tagesablauf

Morgens heißt es erstmal, so wie in allen anderen Jobs auch, aufstehen. Da der Park um 9.00 Uhr für seine Gäste öffnet, müssen die Bediener spätestens um 8.45 an den zugeteilten Fahrgeschäften sein. Vorher muss man sich noch im Büro der Fahrgeschäftsleitung anmelden und mit einem Blick auf die große Magnettafel seine zugeteilte Attraktionen herausfinden.
Der Park und seine Attraktionen sind in drei große Bereiche eingeteilt, welche jeweils von einem „Bereichsleiter“ geleitet werden. Meistens arbeitet man in einem Bereich, manchmal wird bei Bedarf aber auch gewechselt.
Für jede Attraktion, die man bedienen muss, braucht man einen „Führerschein“. Dazu gehört das Wissen über die Abläufe an dem Fahrgeschäft (Be- und Entladen, Warteschlangenmanagement etc.), die Kenntnis der TÜV Bedingungen für Fahrgäste, die Bedienung des Steuerpults und das Verhalten im Notfall oder bei Betriebsunterbrechungen.
Wenn man also sein Fahrgeschäft zugewiesen bekommen hat geht man in das Büro der Supervisor und holt sich den Schlüssel für das Häuschen und das Bedienpult sowie ein Tagesprotokoll der Attraktion.

Nachdem ich am Tag XY am Big Loop eingeteilt war bin ich mit dem Protokoll und dem passenden Schlüssel zu der „Vekoma – Oma“ (sehr positiv gemeint) gegangen. Die Großattraktionen werden jeden morgen von den Mechanikern und Technikern des Heide Parks überprüft, gewartet und in Betrieb genommen. Als Bediener kommt man also am Morgen an die Bahn und bekommt sie betriebsbereit übergeben.

Nach einem kurzen Gespräch mit dem Mechaniker geht man dann selber noch mal die wichtigsten Sachen an der Bahn ab, wobei man sich an das Tagesprotokoll hält und die wichtigsten Dinge abhaken muss. Dazu gehören unter anderem eine Sichtprüfung des Zuges, der Bügel, der Kupplungen, der Bremsstrecke, des Bedienpults, der Schließtore und des gesamten Wartebereichs. Wenn einem am Morgen oder während des Betriebs irgendetwas auffällt, muss man Bescheid geben und darf die Anlage nicht starten.

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Sichtkontrolle des Lifthills. Wichtig ist, dass keine "Dinge" auf der Kette und Umgebung liegen oder etwas anderes den Betrieb beeinträchtigen kann.

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Die Bremsstrecke wird einmal abgelaufen und einer Sichtprüfung unterzogen. Wichtig ist auch hier, dass nichts den Betrieb beeinträchtigen kann. Wenn einem etwas auffällt, wird sofort die Fahrgeschäftsleitung informiert.

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Im Anschluss wird der gesamte Wartebereich gesäubert und die Warteschlange auf den kürzesten Weg umgeschlossen. Bis zum Eintreffen der ersten Gäste wird die Zeit genutzt und alles um die Bahn herum auf Vordermann gebracht.

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Der Wartebereich gehört auch mit zum Fahrgeschäft und wird mit gesäubert. Wumbo freut sich schon auf die vielen Besucher und weist auf die Mindestgröße hin.

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Leider werden auch die nächtlichen Bauten der achtbeinigen Tiere an dem zweiten Zug entfernt, auch wenn sie hier eine gewisse Ästhetik haben...

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Nach Abschluss aller Arbeiten wartet der Zug und der Bediener auf die ersten Fahrgäste

Die erste Fahrt mit Gästen wird im Protokoll vermerkt, so dass die Betriebszeiten der Fahrgeschäfte erfasst werden können. Während des Betriebs muss der Zug so schnell wie mögliche ent- und beladen werden und auf die Strecke geschickt werden, um die Wartezeit für die Fahrgäste so kurz wie möglich zu halten. Im Zweizugbetrieb hat man sogar nur ca. 25 Sekunden Zeit für diese Prozedur, damit der Bahnhofsblock nicht besetzt ist und die Züge in der Schlussbremse stehen bleiben.

Wichtig ist dabei die Größe der Gäste zu kontrollieren. Leider gibt es sehr viele Besucher, die ihre Kinder mit in die Bahn nehmen wollen, obwohl sie noch kleiner als 120 cm sind. Oft hört man dann solche Ausreden wie „Drücken sie doch mal ein Auge zu“, „ich übernehme die Verantwortung“ oder sogar „Dann nehme ich mein Kind halt auf den Schoß“. Aus Sicherheitsgründen darf man aber keine Ausnahmen machen.
Wenn die Warteschlange zu lang wird ruft man den zuständigen Supervisor an und beantragt den zweiten Zug auf die Bahn zu rangieren. Bis auf die Schweizer Bobbahn dürfen nur die Supervisor die Bahnen rangieren und einen Zug dazu oder hinaus nehmen. Umgekehrt wird dann natürlich auch wieder bei zu geringem Andrang ein Zug hinaus genommen.

Wenn am Ende des Tages der Park schließt wird der Bahnhof leergefahren und die letzte Fahrt deutlich angekündigt. Danach muss der Zug noch einmal leer auf die Strecke geschickt werden und dann in der Parkposition eingebremst werden. Da die Strecke im Bahnhof abschüssig ist, muss der Zug über Nacht mit einem Stahlseil festgebunden werden. Die Bremsen arbeiten mit Druckluft, welche die Bremsen komplett schließen. Die Bremsen sind mechanisch immer geschlossen, die Mechanik kann den Zug jedoch nicht über längere Zeit festhalten. Sobald die Anlage komplett ausgeschaltet wird verlieren die Bremsen die Luft und die Mechanik würde den Zug langsam aus dem Bahnhof rollen lassen. Durch das geringe Tempo würde es der Zug aber nicht bis auf den Lifthill schaffen.

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Der Zug mit seiner Sicherung, welche das Hinausrollen verhindert. Gut zu sehen ist hier auch einer der grünen Schalter an den Schienen, welche die Züge in den jeweiligen Blöcken an- und abmelden.

Wenn der Zug angekettet ist werden der DC Motor gestoppt und die Steuerspannung ausgeschaltet. Danach wird das Bedienerhäuschen abgeschlossen und der Hauptschalter im Keller der Bahn auf „Off“ gestellt. Der Schlüssel und das ausgefüllte Protokoll werden wieder im Büro abgegeben und ein Arbeitstag ist beendet.

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Der große Schaltkasten mit dem Hauptschalter im Keller unter dem Bahnhof.

Als Bediener soll man immer höflich und freundlich gegenüber den Gästen auftreten und diesen einen erlebnisreichen Tag bereiten. Bei den meisten Gästen fällt es einem auch sehr leicht und man ist selber froh, wenn sie aus dem Zug aussteigen mit den Worten „das war toll“, „noch mal“ oder „super Fahrt“. Auf der anderen Seite gibt es dann auch Gäste, die immer irgendetwas auszusetzen haben und versuchen, schlechte Laune zu verbreiten. Diesen Menschen muss man aber auch höflich gegenübertreten und sich seinen Teil dabei denken.
Problematisch sind dann leider immer wieder größere Gruppen und Schulklassen, welche sich oft nicht an die normalen Regeln halten. Da muss man dann versuchen mit etwas Fingerspitzengefühl die Situationen zu lösen und keine Aggressionen aufkommen zu lassen. Zu 95 % hat man aber einen großen Spaß mit den Gästen und meistens trifft das Sprichwort: „So wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus“ zu.

Die Technik und Steuerung des Big Loop

Die Strecke ist in drei Blöcke unterteilt: dem Bahnhof, dem Lift und der Bremsstrecke (dazu gehört der Bereich der freien Fahrt).
Durch die Aufteilung ist es möglich, Big Loop mit zwei Zügen zu fahren. Die Blöcke werden elektronisch überwacht und freigegeben, wenn der nächste Block besetzt ist kann kein Zug in den Block einfahren. Die Überwachung erfolgt über die kleinen grünen Schalter auf der Strecke, welche kontaktfrei über Metallschwerter auf der Unterseite der Züge betätigt werden. Vorn am Zug auf der linken Seite sind die Kontakte, mit denen er sich anmeldet, am Ende des Zuges auf der rechten Seite meldet er sich in dem jeweiligen Block ab.

Um einen Zug starten zu können müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
- Die Eingangstüren am Bahnsteig müssen geschlossen sein,
- Die Bügel müssen geschlossen sein und über einen separaten Schalter im Bahnhof verriegelt werden (kurz vor dem Lifthill befindet sich ein Schalter auf der Strecke, der dann die Bügel noch mal elektronisch kontrolliert),
- Der nächste Block muss frei sein,
- Der vorherige Zug muss den Bahnhof 60 Sekunden verlassen (wird über eine Zeitschaltuhr überwacht),
- Die Ausstiegsseite muss aus Sicherheitsgründen leer sein.

Durch Betätigen des Startknopfs wird der Zug freigegeben und rollt aus dem Bahnhof. Die Kette des Lifthill wird automatisch gestartet. Im Notfall kann sie sie jedoch manuell gestoppt und wieder gestartet werden.
Die Bremsstrecke besteht aus zwei unabhängigen Bremsen, den Niederdruck-, und den Hochdruckbremsen. Beide sind ständig geschlossen, können aber vom Bedienerpult aus geöffnet werden. Die Hochdruckbremse ist vor allem im Zweizugbetrieb wichtig, da sie das Einfahren des Zuges bei besetztem Bahnhof verhindert.
Wenn ein Zug in die Bremsstrecke einfährt muss der Bediener die Bremsen über einen Schalter öffnen (über einen Zeitschalter bleiben die Bremsen immer ein Zeitspanne geschlossen und könne dann erst geöffnet werden. Daher ist es unmöglich, einen Zug ungebremst durch die Bremsstrecke fahren zu lassen. Das merkt man daran, dass ein leerer Zug stärker abgebremst wird als ein vollbesetzter), um dann den Zug in den Bahnhof einfahren zu lassen. Dort werden dann die Bremsen im Bahnhof manuell geöffnet und der Zug vor den Toren abgebremst. Sobald der Zug steht werden die Bügel entriegelt, die Gäste können aussteigen und die Tore werden geöffnet für die nächsten Fahrgäste. Dann beginnt die Prozedur von vorne.

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Das Bedienpult der "alten Dame". Auf der rechten Seite seht die schwarzen Drehschalter, mit denen der Zug in seine Position eingebremst wird. Die beiden oberen für die Schlussbremse, der untere für den Bahnhof. Oben rechts sind die Kontrollleuchten für die Blocksteuerung. In der Mitte liegt der Startknopf, links neben den Bremsschaltern liegt die Bügelentriegelung, Tore öffnen und schließen sowie Lift stoppen und starten.
Die Knöpfe auf der rechten Seite sind vor allem Kontrollleuchten für den Normalbetrieb und für den DC Motor. Wenn die rote Lampe unten links leuchtet wird es etwas stressiger, dann gibt es etwas mehr zu tun für den Bereichsleiter und Mechaniker

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Die Winde des Abstellgleises. Mit ihr wird der Zug aus der Weiche auf das Gleis gezogen und in seiner Parkposition festgehalten. Daneben wird er noch zusätzlich mit einer Stahlkette gesichert, ähnlich der Parksicherung im Bahnhof.

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Die Weiche in Normalposition. Gut zu sehen sind die Sicherungsbolzen und ihre Kontrollschalter. Nur wenn alle Schalter "geschlossen" melden funktioniert die Anlage, sobald einer einen Fehler meldet geht alles in Sicherungsunterbrechung.
Wenn ein Zug hinein- oder herausrangiert wird werden alle Bremsen geschlossen, die Bolzen entriegelt und die Weiche dreht sich um 180°. Dann kann der Zug auf das Abstellgleis fahren und die Weiche wird in Normalposition zurückgefahren und verriegelt. Dann kann der Betrieb fortgesetzt werden.

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Der Beweis, dass die Züge wirklich ein HUSS Produkt sind. Hier seht ihr die Gelenke zwischen den Wagen und die Sicherungsseile, die selbst im Falle eines (unwahrscheinlichen) Gelenkbruchs die Züge zusammenhalten sollen.
Der Vierkantbolzen auf der rechten Seite ist für die manuelle Entriegelung, falls einmal Fahrgäste außerhalb des Bahnhofs aus dem Zug geholt werden müssen. Die grüne Stahlschiene ist die Ent- und Verriegelung im Bahnhof.

Ihr möchtet wissen wie viel sich in 9 Jahren geändert hat? Dann schau doch unsere neue Video-Reportage an! Diese findest du hier: Ein Tag an Big Loop (Saison 2019)

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