Logo c BlauWeiss 360 borderless

Die Vorgeschichte - Eulenspiegelpark

Am 9. Juli 1982 eröffnete die Schaustellerfamilie Fichtelmann, auch heute noch bekannt für Ihre Festzelte und Bratwurst, den 250.000m² großen Eulenspiegelpark auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei in der Nähe der Kleinstadt Holle im schönen Leinebergland. Hier gab es "Europas höchste Wildwasserbahn" (O-Ton: "Auf zur Mutprobe! Daten für eine Abenteuerfahrt auf dem Wasser: 500 Meter lang ist die Strecke, die in rund fünf Minuten zurückgelegt wird. Drei starke Lifte hieven die Boote auf 17 Meter - und dann folgt die Schussfahrt hinunter. Dieses Erlebnis ist so riesig, dass es jeder wiederholen möchte. Kein Problem für die Besucher, da die beliebige Benutzung der Wildwasserbahn im Eintrittspreis enthalten ist.")


Eulenspiegel3


Die Angaben über die Höhe der Wildwasserbahn schwanken übrigens von 17 Metern laut Eulenspiegelpark und 23 Metern bei ihrem späteren "Arbeitgeber", dem Heide Park Resort. Die Länge der Schussfahrt beträgt ca. 30 Meter.

Gebaut wurde sie von der legendären Attraktionsschmiede "Schwarzkopf" und war mit ihren ausgefallenen Booten mit den Eulen- und Affengesichtern ein echtes Unikat. Geöffnet hatte der Eulenspiegelpark täglich von 9 bis 18 Uhr. Die Attraktionen wurden um 9:30 Uhr in Betrieb genommen, die Wildwasserbahn ab 11 Uhr inklusive einer einstündigen Mittagspause an Wochentagen.

Die Wildwasserbahn stand direkt am bzw. im See des Eulenspiegelparks. Bevor es per Lift einen Berg hinauf ging, durchfuhr man eine Röhre die sich unter einem Fußweg befand. Auf der Bergspitze angekommen, drehte man dort einige Runden, fuhr den ersten Hügel hinunter und kam der großen Schussfahrt immer näher. Es fehlte jede Art der Thematisierung, es gab nur "Natur pur". Die Schussfahrt endete dann wieder mitten im See. Den Berg der Wildwasserbahn konnte man auch zu Fuß erreichen und so die Boote aus direkter Nähe beobachten. Übrigens durfte man die Bahn schon ab 2 Jahren fahren, nicht erst ab 4 oder 6 Jahren wie in Soltau, was aber eher weniger dem Park, sondern den strengen TÜV-Auflagen geschuldet war. Auch war es eine Besonderheit, das man die Fahrt rückwärts sitzend absolvieren durfte, heutzutage völlig unüblich und verständlicherweise verboten.


Eulenspiegel1

Eulenspiegel2


In der Saison 1983 kamen 200.000 Besucher in den Eulenspiegelpark. Am 22.5.1984 waren allein 8000 Besucher in den Park gekommen. Es sah also sehr gut aus für eine lange Zukunft des Freizeitparks. Jedoch musste der Park schon im Juli 1985 Konkurs anmelden, da es neben finanziellen Problemen auch Probleme mit den Anwohnern gab. Allerdings kann man das Anwohnerproblem nicht etwa mit z.B. Brühl und Soltau vergleichen, denn der sich in seiner Ruhe gestörte Anwohner wohnte dummerweise direkt auf dem Parkgelände. Nach Parkschließung standen bis in den Winter hinein die Attraktionen im Park, bis Sie versteigert wurden. Die "Bounty", die Einschienenhochbahn, sowie die Wildwasserbahn fanden ihr neues Zuhause im Heide Park in Soltau. Die Verkaufspreise waren echte Schnäppchen. 
1986 wurde das Gelände von Peter Deicke gekauft, welcher sich vorher um die Tiere im Eulenspiegelpark gekümmert hatte, und in einen wunderschönen, allerdings völlig "stromlosen" Familienpark umgebaut. Hier gibt es noch einige Überbleibsel aus Eulenspiegelzeiten zu entdecken.


Ein neues zu Hause – Heide Park

Nachdem der Heide Park die Wildwasserbahn erworben hatte, wurde für diese ein 25.000m² großer Berg aufgeschüttet. Eine Million Kubikmeter Erde wurden dabei bewegt.

  • 01
  • 02
  • 03
  • 04
  • 05
  • 08

Um mit der Wildwasserbahn fahren zu können, mussten die Besucher den Hauptweg verlassen. Mit dem Betreten der Warteschlange, welche mit schönen Bildern und alten Werkzeugen ausgeschmückt war, wurde man in die Welt unter Tage versetzt. Am Ende des Eingangbereichs ging es in das nachgebildete Innere eines Stollens. Früher trafen hier zwei Warteschlangen zusammen, wovon eine jedoch schon vor längerer Zeit geschlossen wurde.


Der erste Tag

Nach drei Jahren Bauzeit wurde die Wildwasserbahn II zu Pfingsten am 4. Juni 1990 um 11 Uhr eröffnet. Eine der Eröffnungsgäste war die damals acht Jahre alte Marion Drost. Sie durfte zusammen mit dem damals neunjährigen Pascal Tiemann und dem Parkmaskottchen Wumbo die erste Fahrt mit der Bahn machen: "Soweit ich mich erinnern kann, war ich sehr aufgeregt. Aber vor den Fahrten hatte ich große Angst, wie man auch sehen kann. Es blieb auch nicht bei einer Fahrt - für die Presse mussten zig Fotos gemacht werden. Irgendwann bekam meine Mama einen Anruf, sie müsse mich jetzt abholen, da ich nur noch am Weinen war.  Aber Jahre später hatte auch ich Spaß dort mitzufahren!"

  • 00
  • 01
  • 02
  • 03
  • 04
  • 05
  • 06
  • 07
  • 08
  • 09
  • 10
  • 11
  • 12
  • 13
  • 14
  • 15
  • 16
  • 17
  • 18
  • 19
  • 20
  • 21
  • 22

Und so verging Jahr um Jahr

Der Wartebereich verlief vorbei an verschiedenen kleinen Szenen, welche mit elektronisch gesteuerten Bergwerksleuten (Animatronics) ausgestattet waren. Ihre Sprüche und Dialoge prägten sich in die Erinnerungen vieler Besucher ein. So gab es eine Gruppe von Bergarbeitern, die eifrig Skat spielte oder einen Zeitung lesenden und fleißig rauchenden Gesellen, der aus einem Artikel über eine Bergwerksexplosion vorliest – natürlich mit einem kleinen Augenzwinkern. Nachdem man diesen Teil des Wartebereichs durchquert hatte, ging es weiter im großen Rondell, welches einmal im Kreis über den ebenso kreisförmigen Einstieg der Bahn verlief. Unten am Einstieg angekommen stieg man in eines der bis zu 40 Boote.


19

20

21

22


Die eigentliche Fahrt mit der Wildwasserbahn begann unter Tage. Vorbei ging es an fleißigen und hart arbeitenden Bergarbeitern. Es folgte die 63 Meter lange Liftauffahrt, welche in einer Hexenküche endete. Weiter ging es, vorbei an Burgruinen und verschiedenen Figuren, wie einem Kutscher mit seinen Pferden.

  • 23
  • 24
  • 25
  • 26
  • 27
  • 28

Die Wildwasserbahn war auch von vielen Stellen aus von außen einsehbar. So kam es, dass man auch hier und da an dem ein oder anderen Besucher vorbeikam. Nachdem man die Folterkammer und damit die zweite Abfahrt heil überstanden hatte, dauerte es nicht mehr lange bis man an den letzten Teil der Fahrt kam. Diese versteckte sich in einem einen Gasthaus nachgebildeten Gebäude, in dem eine ausgelassene Feier stattfand. Nach einem kleinen Hügel, der der Steuerung der Abstände zwischen zweier Boote diente, ging es eine 23 Meter hohe Abfahrt herunter. Ganz früher befanden sich hier noch Türen, die sich vor und nach jedem Boot geöffnet und geschlossen haben.

  • 06
  • 07
  • 10
  • 14
  • 15
  • 16
  • 29

Die Abfahrt endete im Auslaufbecken, wo das Boot abbremste und wieder „normales“ Tempo annahm. Es folgte eine 180 Grad Kurve und das Boot fuhr wieder zurück in die Station. Bei der vermeintlich entspannten Fahrt zurück in den Bahnhof, konnte es passieren, dass der sogenannte "Wildwasserbahn 2-Effekt" eintrat. Denn bei der Fahrt zurück in die Station, fuhr man nur knapp an der Auslaufstrecke vorbei. Dass von den eintauchenden Booten verdrängte Wasser konnte dabei auch in das eigene Boot schwappen.


30


Die stündliche Kapazität der knapp 25 Millionen Mark teuren Anlage betrug 1.600 Personen pro Stunde. 1,3 Millionen Liter sorgten so auf einer Streckenlänge von 575 Metern für eine gelungene Abkühlung bei einer Fahrtzeit von 5 bis 7 Minuten.

In der Anlage gab es etwa 40 Animatronics, die mittels Mikrochip gesteuert wurden. Die mehr als 150 Bewegungen vollzogen sich pneumatisch. Dass die Figuren taten, was sie sollten, ergab die Programmierung im computergesteuerten Hauptspeicher. Dieser sprach die Figuren an und steuerte sie. Dies alles geschah mit Hilfe von Luftventilen, die über 1.000 Liter Luft pro Stunde verbrauchten.

3132


Auch die Dialoge wurden vom Hauptspeicher ausgegeben. Das Gesprochene der Figuren stammte aus einem Hamburger Tonstudio.

Die letztmalige Öffnung der Bahn fand am 29.10.2011 im Rahmen der Halloween Nights statt. Im Bahnhof hatte der Heide Park Banner aufgehängt, auf denen Sprüche wie "Nehmt Abschied!" oder "Am Ende der Zeit ist Dunkelheit" standen. Die letzte Fahrt durfte Niko Stautmeister, ein treuer Fan der Bahn, machen.


3334

von Niko Stautmeister, Philipp Langner & Nico Schimmelpfennig

Jetzt anmelden!

Heide Park World Newsletter

Das könnte dich auch interessieren

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.