Bereits im Juli 2011 hatten wir die Möglichkeit die vier Jungs aus Paderborn zu interviewn. Damals ging es um ihren Durchbruchssoundtrack in der Freizeitparkszene - den Sound der KRAKE, Deutschlands erstem Dive Coaster. Ihr neustes Heide Park Projekt, der Sound von KRAKE lebt!, versetzt zusammen mit den Live Erschreckern die Besucher in Angst und Schrecken. Wir hatten die Möglichkeit mit Andreas Kübler, Komponist und Sound-Designer von IMAscore, ein Interview zu führen.
HPworld.de: Hallo Andreas, es freut uns sehr, dass Du jetzt zur Osterzeit für uns Zeit gefunden hast!
Andreas: Für Euch doch immer.
HPworld.de: "KRAKE lebt!" ist der Name eures neusten Heide Park Projektes; glaubst Du, dass ihr die Krake von der akustischen Seite her zum Leben erweckt habt?
Andreas: Wir haben zumindest eine Klangwelt erschaffen, die der ganzen Thematik entspricht und die Illusion unterstützt. Die Krake ist zumindest jetzt akustisch greifbarer als beim Coaster.
HPworld.de: "KRAKE lebt!" war ja nicht gerade ein Projekt was für sanfte Gemüter geeignet ist; wie kommt man auf die Ideen zu solch gruseliger Musik? Versteckt ihr euch da im Keller oder liegt das Team von IMAscore auf einer grünen Wiese und überlegt, wie die KRAKE klingen könnte?
Andreas: Die ersten Ideen bekommt man ganz automatisch, wenn man vom Heide Park Team die ersten Konzeptzeichnungen bekommt und einem die Story erzählt wird. Danach hat man schon einiges im Kopf. Im Prinzip versetzt man sich in den Gast rein und geht schon im Kopf jeden Raum durch. Dies geschieht natürlich meist im Studio und nicht auf der grünen Wiese.
HPworld.de: Wie lange brauchtet ihr für den Soundtrack?
Andreas: Da wir solche Projekte meist nicht am Stück durch produzieren sondern auch der Park immer wieder Ideen mit einbringt (die auch vor Ort getestet werden müssen), dauerte die Produktion für das gesamte Audiomaterial rund zwei Monate.
HPworld.de: Was war das schwierigste bzw. das leichteste am Soundtrack von "KRAKE lebt!"?
Andreas: Das Schwierige an der Sache war, dass wir nicht in jedem Raum Vollgas geben konnten, da es sonst zu akustischen Überschneidungen mit der Beschallung der anderen Räume gekommen wäre. Zudem mussten die Räume hörbar miteinander verwandt sein, ohne das die individuelle Atmosphäre jedes einzelnen Raumes darunter leidet. Uns erleichterte jedoch die Arbeit ungemein, dass der Heide Park uns so sehr vertraute und uns daher einen großen kreativen Freiraum gab.
HPworld.de: Ihr wart mit bei den ersten Personen, welche durch das Horrorkabinett laufen durften. Mal ganz ehrlich - habt ihr euch selbst erschreckt?
Andreas: Nein, das liegt aber daran, dass wir jede Ecke und jeden Lautsprecher kannten und genau wussten, was passiert. Wir beobachteten aber die Gäste, die Krake lebt! zum ersten Mal erlebten und waren über die verängstigten Reaktionen sehr amüsiert.
HPworld.de: Das große Projekt "KRAKE", sowohl der Coaster als auch das Kabinett, enthält euren Sound. Wenn es nach Euch ginge, wo würde dann noch überall Musik von euch laufen bzw. welches Fahrgeschäft oder welcher Themenbereich würde am meisten Spaß machen vertont zu werden?
Andreas: Uns würden bestimmt alle Themenbereiche Spaß machen. Eine Großattraktion bekommt vom Publikum natürlich mehr Beachtung als ein kleines Karussell. Was wir aber generell ändern würden wäre die viel zu geringe Lautstärke diverser Soundtracks im Park. Wenn man bei manch einer Attraktion sieht, was für hochwertige Lautsprecher dort angebracht sind, da kommt man schon ins Grübeln wenn man den geringen Lautstärkepegel dazu hört.
HPworld.de: Im Anhang finden unsere Leser das sehr gelungene Making Of zu "KRAKE lebt!" - Wie kam es, dass zu diesem Projekt eines entstand?
Andreas: Immer mehr Leute interessieren sich für unsere Arbeit und die Entstehungsphase solcher Soundtracks, da man gerade in dieser Branche meist nur sehr wenig Einblick hinter die Kulissen erhält. Aber selbstverständlich dienen solche Videos auch als Anschauungsbeispiel unserer Arbeitsweise für zukünftige Interessenten aus der Branche.
HPworld.de: Der Heide Park war euer Durchbruch in der Freizeitparkszene. Seitdem seid ihr gefragter denn je. Was glaubst Du, woran das liegt?
Andreas: Ich denke, dass die Musik bei den Gästen gut ankam und sich schnell herumgesprochen hat. Da es gleich eine Großattraktion war, welche von einem in der Branche noch jungen Unternehmen übernommen wurde, war die Wirkung vermutlich noch größer.
HPworld.de: Erst das Heide Park Resort, dann der Movie Park Bottrop mit "Van Helsing" und sogar der Europa Park Rust mit seiner Katapultstartachterbahn "Blue Fire" - was ist der nächste Park?
Andreas: Alle anderen.
HPworld.de: Was macht ihr denn anders als die anderen Musikproduzenten in diesem Bereich?
Andreas: Wenn Musik für einen Freizeitpark produziert wird ist es für die Macher meistens nur ein „Job“. Für uns ist es mehr als das, da wir als Liebhaber von Vergnügungsparks wissen, was die Gäste bei ihrem Aufenthalt empfinden (wollen). Die Akustik spielt eine emotional sehr tragende Rolle, die einfach viel zu oft vernachlässigt wird.
HPworld.de: Jeder hat Träume und Illusionen. Die einen gehen in Erfüllung, andere bleiben auf der Strecke. Wo siehst Du euch in zehn Jahren?
Andreas: Es wäre schön, wenn wir in zehn Jahren weiterhin diesen Beruf ausüben können. Selbstverständlich sieht man sich da nicht nur in Deutschland. Ich würde mir wünschen, dass wir später auch international viel mehr vertreten sind. Aber da 2012 die Welt untergeht, sind wir mit dem Erreichten schon vollends zufrieden.
HPworld.de: Gibt es noch normale Freizeitparkbesuche bei Euch oder lauft ihr an der Achterbahn vorbei und denkt "So - wie könnte sie jetzt klingen"?
Andreas: Nein, wir besuchen die Parks wie jeder andere auch, sonst würde man ja paranoid werden. Man hört aber natürlich genauer hin und kann schneller beurteilen, ob da jetzt was verbessert werden könnte oder nicht. Das fällt aber nicht schwer, wenn man zum Beispiel in Queue Lines steht, in denen unpassende Chartmusik läuft.
HPworld.de: Eure Musik klingt beeindruckend. Wie muss man sich das bei euch im Studio vorstellen? Einer sitzt am Schlagzeug, der andere an der Gitarre und einer dirigiert?
Andreas: So und nicht anders! Nein, die Musik entsteht wie in jedem Studio am Computer. Mit einer Mischung aus digitalen und echten Instrumenten erhält man einen hochwertigen und einzigartigen Klang. In „Shadows of Darkness – The Van Helsing Show“ für den Movie Park Germany setzten wir beim Soundtrack auf echte Hörner und einen echten Chor. Ist das Budget vorhanden, kann man natürlich auch die Musikwerke komplett von einem Orchester einspielen lassen. Die Abmischung ist dann der nächste Schritt. Der gesamte Prozess lässt sich jedoch nicht mit wenigen Worten erklären.
HPworld.de: Ihr habt sicherlich nicht nur Freizeitpark- und Achterbahnmusik komponiert. Welche Projekte hattet ihr vorher?
Andreas: Das ist ziemlich breit gefächert. Im Bereich der Werbung haben wir schon viel getan. Dazu gehören auch Kunden wie BOSCH, Ravensburger, Congstar oder Mercedes-Benz. Leider darf man nicht jedes Projekt als Referenz listen. Ein größeres Projekt war zuletzt die komplette Neuvertonung des Films „Nie mehr ohne Dich“ (OV: My Last Day Without You – Erscheint Ende April auf DVD & Blu-ray). Hier haben wir den 5.1 Mix sowie das Sound-Design übernommen. Das heißt Türen, Autos, Schritte... so gut wie alles was man im Bild sieht und schließlich auch hört wurde von uns nachträglich vertont, da auf der Tonspur des englischen Originals natürlich auch die englische Sprache zu hören ist, die in einer deutschen Version nun mal nichts verloren hat. Letztes Jahr hatten wir auch noch die Eröffnungsmusik für die Turn-EM 2011 geschrieben. Das lustige daran war, dass unsere Bundeskanzlerin während der Eröffnung ebenfalls im Publikum saß. Sie kam also nicht um unsere Musik herum.
HPworld.de: Und wie bekommt man die Reaktion der Endkunden mit? Ich meinte, im Freizeitpark sieht man es an den Gesichtern, doch wie macht ihr es bei der Fernsehwerbung beispielsweise?
Andreas: Vom Kunden selbst erhält man das für den jeweiligen Auftrag alles entscheidende Feedback. Das ist bei Freizeitparks nicht anders. Da ist immer jemand, dem das Endergebnis so gefällt und die Freigabe erteilt. Bei anderen Projekten läuft das genauso ab, nur kann man die Reaktion der Konsumenten lediglich durch Rezensionen o.ä. einschätzen. Oft überlässt man uns da große Verantwortung. Im Game Bereich beispielsweise erhält man vor dem Erscheinungstermin immer Betaversionen, um auf dem aktuellsten Stand zu sein, wie es zusammen mit dem Produkt klingt. Da kommt es nicht selten vor, dass der Kunde uns selbst fragt „Und, wie findet ihr's?“
HPworld.de: Andreas, wenn man jetzt bei dir zu Hause in deine CD Sammlung schaut findet man sicherlich nicht nur Soundtracks. Was hörst du privat für Musik? Kennst du denn auch die Geschmäcker deiner Arbeitskollegen und was sie im Musikregal haben?
Andreas: So viel Musik höre ich eigentlich gar nicht, was daran liegt, dass man beruflich bedingt schon ständig davon umgeben ist. Aber ich oute mich gern als absoluter Coldplay Fan. Live habe ich die Jungs letztes Jahr bei Rock am Ring zum ersten mal erlebt und war total begeistert. Der Musikgeschmack von meinen Kollegen ist da ähnlich, driftet aber auch gerne mal in Richtung Metal oder Indie ab.
HPworld.de: Wenn ihr Musik aus den Charts hört, denkt ihr manchmal, dass ihr da etwas anders bzw. besser gemacht hättet?
Andreas: Weniger. In dem Bereich halten wir uns beruflich zu selten auf. Zudem ist ein fertiges Lied eben ein fertiges Lied. Komponist und Produzent haben das Ergebnis so geformt, da muss man nicht die Musikerpolizei raus hängen lassen.
HPworld.de: Gibt es Wünsche, die ihr mal machen würdet?
Andreas: Innerhalb der Freizeitparkbranche freut man sich über jedes Projekt. Wir hatten in Zusammenarbeit mit dem Movie Park Germany dieses Jahr einiges zu tun. Allen voran natürlich "Shadows of Darkness - The Van Helsing Show". Den Soundtrack für eine komplette Show zu schreiben ist wieder etwas ganz anderes, was aber unglaublich viel Spaß gemacht hat. Außerhalb der Branche würden wir uns alle mal über einen richtigen Spielfilm freuen, das ist aber wieder ein anderes Kaliber.
HPworld.de: Mal ein kleiner Einblick in den Terminkalender der Jungs von IMAscore: Was habt ihr als nächstes vor?
Andreas: Warte, ich schaue eben auf unseren Kalender... Ja da ist tatsächlich einiges eingetragen. Leider kann ich es aber von hier aus nicht lesen.
HPworld.de: Vielen Dank Andreas, dass Du dir Zeit genommen hast für uns. Wir wünschen Euch für die Zukunft viel Glück und viel Erfolg für kommende Projekte. Euch selbst wünschen wir viel Gesundheit und natürlich, dass alles bestens läuft in Eurer Karriere.
Andreas: Dankeschön, auch Euch weiterhin viel Erfolg!